Oratorium ''Messias'' von Georg Friedrich Händel

Der 16. September 2017 wird wohl noch lange Zeit als unvergesslicher Tag in Erinnerung bleiben, als in der fast vollen Sohlander Kirche Georg Friedrich Händels Oratorium „Messias“ aufgeführt wurde.

Bereits zu Beginn der ersten Sinfony füllte sich der ganze Kirchenraum mit den wunderbar warmen und weichen Tönen der barocken Instrumente, die jedes für sich einen einzigartigen Klang entfalteten. Das Dresdner Ensemble „Cappella Sagittariana“ ist auf die Musik der Renaissance und des Frühbarock spezialisiert und war mit einer Besetzung von 17 Musikern angereist. Diese haben eindrucksvoll demonstriert, wie viel Ausdruck und Energie in vermeintlich „alter“ Musik stecken. Herausragend waren die Klangpracht der barocken Bläser und die Farbigkeit der historischen Streichinstrumente.
Ebenso überraschend wie beeindruckend war dann auch der Zusammenklang mit dem Chor, der aus etwa 70 Sängern aus dem Oberland bestand. Solch Volumen und Qualität hatte alle Erwartungen übertroffen. Etwa neun Monate lang dauerte die Probenarbeit unter Leitung von Lucas Pohle. Es war eine intensive und unvergessliche Zeit für alle Mitwirkenden.

Zweifellos ergreifend war der Gesang der Solisten Dorothea Wagner (Sopran), Stefan Kunath (Altus), Tobias Mäthger (Tenor), Prof. Matthias Weichert (Bass). Ihre herrlichen Stimmen waren sicherlich verantwortlich für manche Gänsehaut und Schauer. Sie interpretierten ihre Rezitative und Arien einfühlsam und meisterhaft.

Die Botschaft des „Messias“ ging durch die wunderbare Musik sehr zu Herzen. Eine Sängerin äußerte im Nachhinein: „Ich habe den Messias zwar schon einmal mitgesungen, aber nie ist mir die Botschaft dieses Werkes so nahe gekommen wie gestern.“

Nachdem das letzte „Amen“ verklungen war, verriet der lang anhaltende Applaus der etwa 450 Zuhörer, dass es eine durch und durch gelungene Interpretation des Werkes war. Ein Besucher äußerte nach dem Konzert: „… wir möchten uns noch mal bedanken für diesen wundervollen und tief bewegenden Nachmittag. Es war gigantisch!“ Sowohl Zuhörer als auch Sänger waren von dem einzigartigen Klang und der Vielschichtigkeit der Musik vom ersten bis zum letzten Ton hingerissen.

Gestützt und mitgetragen wurde das ganze Projekt durch eine Vielzahl von Helfern, die sich um den reibungslosen Probenablauf kümmerten, die bürokratische Arbeit erledigten, Einzelproben abhielten, und die für Bauarbeiten, Werbung, das leibliche Wohl und vieles mehr, sorgten. Und wir danken unserem Gott, dem Allmächtigen, für dieses grandiose Erlebnis!

Möge dieser Abend durch die Worte der Bibel und durch die Musik, noch lange nachklingen, möge Gott in unseren Herzen wohnen und uns aufrichten wie einst sein Volk und wie einst Georg Friedrich Händel und herausziehen aus allen Tiefen!

Erstmalig war in Sohland ein Orchester auf Barockinstrumenten zu hören. Entgegen landläufigen Meinungen - etwa, dass sich Musikinstrumente ähnlich wie Maschinen etc. immer weiter zum Besseren entwickeln würden - bildeten sich in den unterschiedlichen Musikepochen jeweils Instrumente heraus, die klanglich den musikalischen Ansprüchen ihrer Zeit am Besten gerecht wurden (so gelten die Orgeln Gottfried Silbermanns noch heute als am besten geeignet zur Wiedergabe der Werke Johann Sebastian Bachs u.a.). Eine Geige aus dem Jahr 1730 ist also nicht per se schlechter als eine heute gebaute. Die Sinfonieorchester spielen heutzutage auf gewissermaßen romantischen Instrumenten, die den klanglichen Forderungen des 19. und 20. Jahrhunderts gerecht werden (Lautstärke, gute Verschmelzung), während im Barock vielmehr die Durchhörbarkeit aller Stimmen und ein etwas geschärfter, rhythmisch prägnanter Klang erwünscht war. Die Instrumentalisten der "Cappella Sagitarriana Dresden" sind Spezialisten auf diesem Gebiet.

Händel erlebte in der knappen Entstehungszeit von nur drei Wochen das Reden Gottes und seine ganz persönliche Auferstehung und Erlösung aus tiefster Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Die Partitur stellte er zwischen dem 22. August und dem 14. September 1741 in einer unglaublich kurzen Zeit fertig, selbst wenn man berücksichtigt, dass er einige Sätze früheren Werken entlehnte. Gegenüber der bewegenden Uraufführun in Dublin dauerte es in London mehrere Jahre, bis sich der "Messias" etablierte - unter anderem galt die Verwendung von Evangelientexten im Theater (dort fanden die Aufführungen statt) als "blasphemisch" - weil der Unterhaltung dienend. (Heute ist man froh, dass viele kirchenmusikalische Werke durch erstklassige Ensembles in allen möglichen Konzertsälen aufgeführt wernde und so die christliche Botschaft vernehmbar bleibt, auch wenn das Werk "der Kunst wegen" aufgeführt wird.)

Das Libretto - der Text - führt von der Weihnachtsgeschichte über Jesu Passion und Auferstehung zu Pfingsten und im dritten Teil zur Wiederkunft Christi. Eine Besonderheit ist die ausschließliche Verwendung von Bibelversen, während beispielsweise für die Oratorien Bachs neben Bibeltexten freie Dichtung und Choräle verwendet wurden. Die große Populärität des "Messias" ist natürlich nicht nur dem berühmten "Halleluja" zu verdanken, sondern auch den eingängigen und doch gehaltvollen Melodien, der Dramatik und Ausdrucksstärke der Chöre und vielen weiteren Details.

Händel selbst soll geäußert haben, das Werk sei nicht das seine, sondern durch und durch von Jesus Christus selbst inspiriert. Er ließ sämtliche Einnahmen aus dem „Messias“ wohltätigen Zwecken zukommen. Dies ist auch einer der Gründe, warum auch zu dieser Aufführung kein Eintritt verlangt wurde. Großzügige Spenden zur Kostendeckung sind gerne willkommen und notwendig.

Lucas Pohle / Astrid Herrmann